Fraunhofer Leistungszentrum »Funktionsintegration«
Innovation made in Potsdam
Das Leistungszentrum »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen« der beiden Fraunhofer-Institute IAP und IZI-BB in Potsdam hat eine neue Geschäftsleitung. Lesen Sie mehr über die Highlights der letzten Jahre und neue Initiativen.
Mit der Gründung der Fraunhofer-Leistungszentren im Jahr 2017 wurde ein entscheidender Schritt gemacht, um die Kernidee der Fraunhofer-Gesellschaft zu stärken: Forschung in die Praxis zu überführen. Der Transfergedanke wurde in verschiedene Richtungen projiziert, vom Technologietransfer über Lizenzvergabe oder Ausgründungen bis hin zum Transfer über Köpfe. Die verschiedenen Ausrichtungen des Transfers bündeln sich in den sogenannten Transferpfaden, entlang welcher die Leistungszentren arbeiten (s. Abb. auf S. 39). Die neuen Zentren für den Innovationstransfer wurden innerhalb und außerhalb der Fraunhofer-Welt gut aufgenommen und haben das Thema Transfer in den Fokus gerückt. Regelmäßige Evaluationen im drei-Jahres-Turnus anhand festgelegter Key Performance Indicators (KPIs) stellen sicher, dass die Leistungszentren kontinuierlich optimiert werden. Neben dem Ertrag als wichtiges Kriterium sind vor allem der regionale Impact und die Netzwerkbildung besonders wichtig. Aktuell sind 20 Leistungszentren in ganz Deutschland aktiv. Interne Ausschreibungen für neue Zentren gehören ebenso zum Konzept wie das Ausscheiden von Leistungszentren.
Das Leistungszentrum (LZ) »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen« unter Beteiligung des Fraunhofer IAP und IZI-BB zählt mit seiner Gründung 2017 zur ersten Generation und hat seither sehr viele Transferaktivitäten betreut. Tahani Adnan vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP übernahm 2019 die Geschäftsleitung und hat gemeinsam mit Dr. Katharina Kasack vom Fraunhofer IZI-BB seitdem 33 Projekte begleitet. Eines der Transferhighlights war die transferseitige Begleitung eines Fraunhofer-Teams und des Start-ups »Green Elephant«, welches mithilfe einer Fraunhofer-Technologie ein neues Produkt auf den Markt bringen will. Auf Seite 35 berichtet Dr. Katharina Kasack im Interview unter anderem über den Erfolg dieses Transferprojekts und Voraussetzungen für erfolgreiche Startup-Kooperationen. Neben dieser positiven Kontinuität wird es im LZ auch eine Veränderung geben. Vor Kurzem hat Tahani Adnan die Geschäftsstellenleitung des LZ an ihre stellvertretende Kollegin Lisa Kalb übergeben, bleibt dem Team aber vorerst erhalten.
Die Zusammenarbeit des Leistungszentrums mit der Universität Potsdam konzentriert sich ab nächstem Jahr auf ein für die Region relevantes Thema, an der sich auch die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg und voraussichtlich die Technische Hochschule Wildau beteiligen werden. Im Projekt wird es um die Entwicklung einer adaptiven Materialplattform zur Detektion und Isolation von Gefahr- und Wertstoffen für die Wasserwirtschaft gehen. Das Projekt zielt auf neue Materialtechnologien ab, die flexibel auf verschiedene Probleme angepasst werden können, um auf neue Gefahrenlagen frühzeitig und flexibel reagieren zu können. Damit die Projekte im LZ von Beginn an anwendungsorientiert entwickelt werden können, begleiten diese seit letztem Jahr Industriepartner, die sich als Mentoren einbringen.

Tahani Adnan, Sie haben das Leistungs zentrum über mehrere Jahre geleitet. Was waren für Sie die Highlights in dieser Zeit?
Für mich waren die größten Erfolge immer die Momente, in denen unser Team Forschende mit wichtigen Marktinformationen, Firmen oder passenden Fördermaßnahmen unterstützen konnte. Die Fraunhofer-Zentrale sowie andere Fördermittelgeber bieten zahlreiche Hilfestellungen zu Patenten, Fördermitteln oder Matchmaking mit Unternehmen, 38 Projekte an, doch viele Wissenschaftler*innen haben gar nicht die Zeit, sich in dieser Landschaft zurechtzufinden. Wenn wir dann einen Bedarf mit einem passenden Angebot zusammenbringen können und daraus etwas Neues entsteht, ist das für mich ein echtes Highlight.
Was hat sich seit der Gründung des Leistungszentrums verändert?
Inzwischen haben wir uns in der Region sehr gut vernetzt und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Fraunhofer-Instituten mit der Universität Potsdam als sogenannter Ankeruniversität hat sich intensiviert. Die Wissenschaftler*innen in den beteiligten Instituten arbeiten auch außerhalb von LZ-Projekten zusammen und nutzten die kurzen Wege am Standort zum fachlichen Austausch. Daraus ergeben sich vermehrt auch komplementäre Ansätze für Projekte. Im Laufe der Jahre haben wir unsere Webseite aufgebaut, die Supportleistungen entwickelt und die Projektförderung thematisch fokussiert (Recycling, Sensorik, Additive Fertigung und KI als Querschnittsthema). Wir haben Kooperationsveranstaltungen mit Industrieverbänden erweitert, neue Formate zur Ideengewinnung für unsere Technologien getestet und unsere TransferSprints als wichtige Informationsquelle etabliert. Ich freue mich sehr, dass wir in die nächste Förderphase gekommen sind, um das erste hochschulübergreifende Projekt umsetzen zu können und weiterhin viele Wissenschaftler*innen bei Ihren Verwertungsaktivitäten unterstützen zu können.
Lisa Kalb, Sie sind seit 2023 als stellvertretende Geschäftsstellenleiterin im Leistungszentrum tätig und haben nun die Leitung übernommen. Wie war Ihr Start bei Fraunhofer?
Mein erstes Jahr war vor allem lehrreich! Ich habe die Forschungslandschaft kennengelernt und war gleich zu Beginn damit betraut das Format der TransferSprints anzukurbeln und auszubauen. In diesen kurzen Online-Seminaren stellen wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hilfreiche Methoden und Tools für den Transfer vor. Außerdem habe ich die Rolle der AHEAD-Promotorin für das Fraunhofer IAP übernommen und konnte gemeinsam mit dem Fraunhofer IZI-BB die AHEAD-Roadshow in Form der TechTransferDays nach Golm holen. Der wichtigste Meilenstein in diesem Jahr war jedoch die Verlängerung des Leistungszentrums um weitere drei Jahre.
Worauf freuen Sie sich und welche Akzente möchten Sie in Zukunft setzen?
Ich freue mich darauf, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen und weiter den Transferservice für die Wissenschaftler*innen anzubieten und auszubauen. Ich plane für die Zukunft meine Anstrengungen verstärkt im Bereich Ausgründungen und Nutzung von Infrastrukturen zu bündeln. Am wichtigsten ist jedoch, unser Partner-Netzwerk zu pflegen, sei es in wissenschaftlichen Projekten oder auch über Veranstaltungen, mit denen wir die Industrie und die Öffentlichkeit erreichen.

Das Leistungszentrum für Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen darf bald in die dritte Förderphase starten, die von 2025 bis 2027 wieder auf drei Jahre angelegt ist. Die Fraunhofer-Leistungszentren sind nicht nur eine hilfreiche Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie, sondern auch ein lebendiger Ort des Austauschs und der Zusammenarbeit. Durch den kontinuierlichen Dialog und die Entwicklung neuer Initiativen werden sie auch in Zukunft einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten