Der EU-Podcast zu Gast im Potsdam Science Park
Geht’s hier nach Europa?
Europa ist manchmal gar nicht so leicht zu finden. Vor allem in Brandenburg scheint die EU mit ihrem Parlament streckenweise recht weit weg. Von Potsdam nach Brüssel sind es immerhin gut 760 km. Andererseits ist die EU schon längst da, nicht nur auf den Europaradwegen. In einem Podcast, der sich ganz den europäischen Einflüssen in Brandenburg widmet, fördert die Redakteurin Stefanie Schuster Erstaunliches zutage.
Die Podcastreihe »Brandenburg talks EU: Krass Europäisch!« hat einen kurzweiligen Stopp am Rande Potsdams eingelegt. In der Folge »Wo Europas Wissen wächst« nimmt Stefanie Schuster Zuhörende mit auf eine Reise durch den Potsdam Science Park und seine Vergangenheit. Schon bei der Entstehungsgeschichte des Wissenschaftsparks in Golm wird klar, dass dieser ohne die Förderung der Europäischen Union sicherlich so nicht gewachsen wäre. Dafür lässt die Redakteurin unter anderem auch den ehemaligen Oberbürgermeister Jann Jakobs zu Wort kommen, der sich für den Wissenschaftspark stark gemacht hat. Zu seiner Zeit war am heutigen Campus in Golm vor allem Wiese und Acker. »Und dann kam die Idee den Acker zu bestellen, und zwar mit Wissenschaft!«, sagt Jakobs in einem Video, dass sich die Universität Potsdam zu ihrem 30. Geburtstag 2021 geschenkt hat. Nachdem in den 90ern drei Max-Planck-Institute entstanden, war ein weiterer wesentlicher Schritt zur Entwicklung des Standorts die Gründung des GO:IN Innovationszentrums (GO:INcubator GmbH) im Jahr 2006. Das GO:IN unterstützt vor allem Startups, Gründerinnen und Innovatoren in der Region und koordiniert seit 2009 auch das Wachstum des Potsdam Science Parks vor allem über seine Tochtergesellschaft die Standortmanagement Golm GmbH. Ungefähr zur gleichen Zeit entstehen auch die beiden Fraunhofer-Institute. Das Gebäude des heutigen Fraunhofer IZI-BB wird mit Unterstützung europäischer Gelder gebaut und 2007 eingeweiht. Auch die Infrastruktur wächst in den folgenden Jahren stark. Ein Kindergarten und ein Supermarkt beleben den Stadtteil neu. Der Wissenschaftspark soll in der aktuellen Ausbauphase mehr als 30.000 Quadratmeter umfassen. Und auf dem künftigen Technology Campus werden gerade weitere zehn Hektar für Forschung, Produktion und Innovation erschlossen.
Podcast ab Minute 45:30 // Die Erkundungstour von Stefanie Schuster führt sie auch ans Fraunhofer IZI-BB. Hier möchte sie mit Dr. Eva Ehrentreich-Förster sprechen. Auf dem Weg durch das Foyer kommt sie an einer Wand voller EFRE-Projekturkunden vorbei ein sichtbares Zeichen für die vitale Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Als Sie im Büro von Dr. Ehrentreich-Förster ankommt, stellt diese ihr unter anderem das EFRE-Projekt MIA vor, welches den Eintrag von Mikroplastik in den Ackerboden und den Abbau alternativer Mulchfolien untersucht. Betrachtet man das gesamte IZI-BB, entfallen etwa zehn Prozent des Budgets auf Europa-geförderte Projekte. Aber die EU unterstützt mit ihren Fördermitteln auch viele andere Bereiche in der Region, etwa zur Stärkung der Innovationsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen, zum sozialen Zusammenhalt oder zur ländlichen Entwicklung. Das Land Brandenburg hat hierfür bereits viele Milliarden Euro von der EU erhalten. Die Zahlen verdeutlichen, wie essenziell die EU-Förderung für unsere regionale Entwicklung und Forschungslandschaft ist.
Es stellt sich allerdings auch die Frage, was wir im Gegenzug für Europa tun. In dieser Hinsicht denkt Dr. Ehrentreich-Förster an das Fraunhofer Zentrum für Digitale Diagnostik ZDD®. Selbst wenn das Pilotprojekt mit den geplanten Modellkommunen vorerst in Brandenburg startet, soll das System für eine digitale Unterstützung der medizinischen Versorgung später überregional funktionieren. So betrachtet, ist unsere Vision klar: Wir sind nicht nur Empfänger von EU-Mitteln, sondern auch Innovationsmotor für ganz Europa.
»Wenn Sie einen Wunsch an Europa richten könnten, um irgendetwas zu ändern, was wäre das wohl?«, fragt Schuster abschließend. Dr. Ehrentreich-Förster überlegt nicht lange: »Ich glaube tatsächlich, dass man nicht alles gleichmachen sollte. Man sollte in Europa die einzelnen Spezifikationen der Nationen mitdenken und mitachten, damit das gemeinsam gut ausgeht.«